Sonntag, 25. April 2010


Teleologisches Dilemma Köln - München

Ich mag dich, Gott. Du bist bei Siemens Boss.
Wie gut, daß ich bei Siemens nicht beschäftigt bin.
Der für Defekte Beste langte kräftig hin.
Nun liegt der Zug, der als IC-Geschoß

geplant war, reglos wie ein totes Roß
verlassen auf Gleis 6: das ist kein Bahngewinn.
Wie wirst du zürnen dem, der dort bei Siemens im
Entwicklungszentrum so sehr patzte, Boss?

Ich höre schon den Ton, den donnernd rüden,
zum Mitarbeiter ob des Züge-Liegens.
O Führungskunst bis zum Moment des Fliegens.

Nun gut, ich fliege längst von Köln nach Süden.
Ich mag dich, Gott. Du bist der oberste Pilot.
Wie gut, daß ich… oh Gott… ich Vollidiot!

© Thomas Krüger, April 2010







Lesung des Sonetts

Dienstag, 20. April 2010


Inseldörfersonett No. 1

Sexverlassen am Dorfrand von Utersum:
Noorder Kaalkamp. Links ein freies Feld,
das rechts auf ein Nichtbordell zuhält.
Windstärke acht: inkognito ergoosum.

Dreh dich nicht um, Pilot. Engelum-
gangene Schäfchen: hinter dir fällt
eins aufs andere, count-downelt
schaum-westliche Restwelt: vobiscum...

Dominosteinzeit: das Licht um
sieben stellt hoch über Midlum sich
gegen den Wind und das Fallenwollen.

Engel in ausgebeulter Übergröße:
Taschengeflügel, die Windstöße,
Blasebälger. Heulen und Heimwärtstrollen.

© Thomas Krüger, April 2010







Lesung des Sonetts

Freitag, 16. April 2010


Die Ritter der Tafelrunde

Zwölf Männer fuhren nachts durch Niedersachsen
und saßen, wie einst Rudersklaven saßen.
Nur hatten sie die Hände frei und fraßen
im Bistro-Wagen Rostbratwurst und Haxen,

umspült von null-fünf Weizen oder Becksen.
In Wolfsburg stieg ein Wesen zu mit Maßen,
konträr zu all den Bäuchen, die schon saßen,
und setzte sich ins Zentrum der Blickachsen.

Es orderte ein Wasser ohne Gas,
und zischend quasi flüchtete der Spaß
des Grobzerfleischens: Schmatzgeräusch ade.

Nun wirkte der Betriebsrat von VW
und ließ das Wesen kultiviert entlarven
den einen oder andern Ludersklaven.

© Thomas Krüger, April 2010








Lesung des Sonetts auf YouTube

Samstag, 10. April 2010


Transformation: Imperfekt

Roncalli-Nachmittag. Die Schlange auf dem
Neumarkt windet sich vom Schwanz am
Pissoir recht laut und lebhaft, langsam
bis ins Zelt, wo sie als Ringelwurst bequem

zur Ruhe kommt: d.h. zu dampfendem
Erwarten – logenrandig kinderhandzahm,
darüber breit und teils im Dunkeln handsome
in Rundungen, die in die Runde sehn.

Ein Ende, Anfang – Pro-Mutabor-Phase,
komplexes Wechseln, das von Fuß bis Nase
das Inter-Hinterntum rundum-sortiert.

Noch draußen sah ich Wandelnde verdauen
ihr Lächeln, Gift in Zähne schießend, Kauen,
sah fur and faeces – nun wird aufgeführt.

© Thomas Krüger, April 2010

Follower