Sonntag, 28. Februar 2010


I'm a poor lonesome cowboy

Morgen will ich meinen Panzer Jolly Jumper reiten: im
Wärmebild des Zielgerätes werden wir vielleicht nicht jedes
Hindernis erkennen, aber plattmachen werden wir es.

Sein breiter Rücken, vibrierend unter meinem Gesäß, seine
löwen-, drachen-, ziegenerschreckende Schwere werden
Wanne und Granaten in den Äther heben: Jolly Jumper.

Jolly, mein Schlachtroß, wird Rußwolken husten, ich werde
kettenrauchen. Genießen werden wir: reiten, fliegen,
schwimmen, Witze reißen und Sprit fressen: Jolly und ich.

Bollernd durch den Endlosgag des Bildausgangs, den die
Großstädte von morgen an bieten werden, werden wir
mauerbrechend und feuerlegend Szene für Szene verlassen.

Ich werde Jolly als übergewichtiges Fliewatüt mit elegischen Ver-
bundpanzer-Eigenschaften und mich als Sonnyboy mit Neigung
zu sammelbandfüllendem Selbstbetrug zusammenhalten.

Ein Team im Alptraum der frühmorgendlichen Rush Hour: zu
Windmühlenflügelgefühlen an Jollys Nüstern und totaler
Schwärze vor meinen Kanonenrohrkunststücken werden wir lachen;

singend vor Reisebüros, ungebunden und immer neugierig
werden wir Mancha und Prärie mit Kugeln belegen, den
Hindukusch und die Fußgängerzonen nach Ladenschluss

mit Dauerfeuer in einem Lied voller Einsamkeit und leuchtspur-
ziehender Melodie, kometenhaft, und Jolly wird hinter der letzten
Stalltür limonadetankend mich ansehen. Wir werden dann sehen,
wie es wirken wird auf uns. Dann werden wir sehen.

© Thomas Krüger, Februar 2010

Dienstag, 23. Februar 2010


KÄFIGSONETTE

Erster Teil : Sonett Nummer 7

Tum : das ists : Gräben müssen : nicht schlecht sehen und Milch könnte nicht zufällig in einem
Anspitzer diesen als zuständig erkennen : wie der Anspitzer und mögliche Notwendige :
Dichtung und Wahrheit in Motoröl und Motorola : Botox Boxenstop : zum Tümen bestellt :
Weltkrieg I und Weltkrieg II erleben die größte Krise seit Beginn der Krisenzeitmessung :
schlechte Milch ist ein frühes Zeichen : Maskulin : Femotherapie aus Helsingör zum Beispiel
wird alles kälter : die Kleinwagen ach Schnauzen : sie lassen den Stau doch stimmen : wie Wein
auf Brot macht den Mai versagen : Grüftemoder : Rühmkorff : das ists : Einzelteile im Pudding
an sich an die Wand nageln : denn Heimwerkermeister sind : wer uns nicht kennt : ein Stück
Frühe : Jünger : Apfelbug und je nach Messertiefe ein Stich : ein ersaufendes Stahlstück :
Wäscheleinchen : Schnitt : Schnitt : Schnitt : die längste Grade zwischen Erblindungen : zwei
im Unendlichen : Apfelmilch und Fische : schlecht für die Fische : das schlecht in sich
reingucken Können : daß von den Fischen ein Schatten fehlt : wo Milch sich zur Tür raus :
Pyrrhusbanditentum da draußen : wo Botoxikologen schon lange wie blöde doch : wo aber
Blindes ist : streckt das Wettende sich aus : Bumsen : das ists.


Sonett 1962

Ich höre die Immerdüsenjäger : die ihre Vorräte mitnahmen : solange von einem Himmel von
ihnen so vieles abfiel : die Schnäbel : mit Schnabelsüße gestählt : so kleine : sich bücken und
danken : Diamanten zu sagen : stirb mir nun schön : Die Füße sind Schrifte : Berge von Schnee
in einem über dem Herzsteinharten an die Kralle zum Krallenspiel gelegten : Die Immer-
düsenjäger : Höre ich sie nicht : Das Erdkugelende : Nach drüben : Nach drüben schmecken :
Nahdrübenerfahrung : Feuerwerfender Schmetterling : bebrennbare Nähe an deinen Flügeln :
totale Luft ist daran : ein Feuerverführer von Herren : Sommerklebe und zurück : Das Buch :
mich auszusetzen im Kreischen der kleinen Schnäbel : Die Feuer drin schaufelt den Atem darin
: Näheres : Glasige kleine bunte Kugellunge : Wurmschnabelinge : So ohne Himmelohne ist
keine Haut und der Himmel die Faust und die kleinen frierenden Fingerspitzenschnäbel :
Panzerfahne : läßt mich der Atem mir unwidernachbarwahnsinnshohe Berge von letzter
Schnabel- kleinster Schnabelnähe die Knochen brechen im Kissen von Abgrund an Abgrund :
Fülle den Pflanzensaft mit Deinem : aus Heu und aus Stroh : Quetsche die Pickel in Waben aus
Waben in Pickel die Freizeichen : Immerdüsen : Stopfeuer so süßes : abfallendes Kind


Sonett: Regierungsbeteiligung I

No-Nebel : die Regierungs-Erklärungs- vom Vorübergehn der Stäbe : In Kurzarbeiterformen
tauchen : naja: die sollen das Pflugscharren mit den Schwertern mal klimaforscher : von
Burbank ist gestern wieder ein Schock Maskierte : die aber den Saal und den Erdkreis im
Karren gegen die Jungs aus Chicago : die Anglikanische Kirche : No Logo : Bolero : Oni und
Boni : Holterdie : Aber den Satz vom Ganzen : O Gott : der Staat sagt nebelkerzengrade Bitte
umsamkeit : Termiten mit immergleichen : Alle müssen Gesichtern : Speicheln dich du hohes
Mittelschiff am Hindukusch vom Ganzen : Streichelzoo : Notstanzen ficken den Boden wir
Deine Namen und Irren : Tanzen und Bonzen : Lobeden 21 : so feste ne Burg : du : Aber den
Schuh um den abgerissenen Fuß : Mein Mädchendrama : Senkung Meine Damenun Tarier vor
aufgefahrener Titanic nicht : Wir sagen dem Kampf den Norman-Kontrollverfahren : über allen
Witzen ist Ruhe : Bitte du Vogelkäfig : Spezialdemokratentum : so müd geworden : dass es
keine Welt : aber ein Wort hat das Rettungsmaßnehmen da unten in Hintertausend: 1000
Hosen : kein Held : die tosenden Käseglockenunternehmensetzenden : die so und ach so
Vielen : Sitz und Gesetz und Witz und Geschwätz : Das Geschäftemachen : Verzeichnet Lachen


Fahrt durch die Kölner Bucht bei Tagesanbruch

Der Mauerverband ist nicht brennbar : die DNA dieser Dinge in Fehlstellungen : Abriß-
wänden : Dämmungsschimmer über der Börde und Schlieren schwarzen Kaffees aus den Ferne
werdenden Filterspitzen des Doms : Zwischenlösungen dauern : und Fahrplanhimmel : die
Modeplakate am Bahnsteig : 7 Tage sind nicht verhandelbar : tornadoschlanke Menschen im
Notbremsmodus : Erfrieren und Frühstücken und Verschwinden : Geburten : die Verbrechen
am Tod : die Weite ist Übergröße : Luftschwachsinn : wie wenige Lebensmittel den winzigen
Nagern da draußen eingefügt in dieser Irrenhausweite : wie viele Tiere ergeben ein kleines Gift
und Stücke von Fell : ihr Blut zu zapfen den Herrschergeschlechtern der schönen Geschichten
von gestern : König A trifft König B und siegt bei C für D : die Sonne ist aufgegangen : nicht
brennbar und hüllenlos : sind Risse in diesen SS-Geländen in denen wie Flüsse Ruhe herrscht :
das Braun ist den Stromgesellschaften kaum zu nehmen : Tunnelfahrten in Kernferne :
Blaulichterloser Einfluß auf wenige Indianerhorden : Piratenschifflose : Vier- oder Fünfjährige
kaum noch herausragend aus ihren Mausefallen und Bäume solange sie laublos sind : im
Leerezug geschichtenerzählende Laubsäge-Bauern mit Fahrkarten für das Draußen da : Herrgott


© Thomas Krüger, Februar 2010

Samstag, 20. Februar 2010


Die Bedingtheit der Welten

Fixsternhimmel, verirre dich zu Tannen und
Blechwanne im Tal bei der Lichtung mit Kuhgehirn.
Brillenschlund: Wangenrand, Jochbein und Denkerstirn.
Schlucken und spucken. Strömung im Mutterfischmund.

Nadeln und Ameisenbeine. Mount Larvensterngrund.
Kreisverkehre. In Nah- und Ferntunneln schwirren
Boten auf Blutkurs, schlagen die Schwänze, irren die
Ich-Tiere durch Q-Molluskes. Bodengewimmel…

Stille Kuh, was siehst du, im Dunkel der Kuhstille?
Im Laufkreis will ich mich drehn auf dieser Ruhestelle,
Wagenräder sehn und das Wasser in Wrackteilen.

Fischen will ich. Schauen. Wolken. Weiße Zähne flitzen
rein und raus. Bei Sternen im Tal, da werde ich sitzen,
solange die Blutkörper suchen und weitereilen.

© Thomas Krüger, Februar 2010







Lesung des Sonetts auf YouTube

Montag, 8. Februar 2010


Parallelwelten

für Helene Hegemann


Der Stempel, der auf meinem Schreibtisch hängt,
in seinem Stempelhalter, lebt im Drogenwahn
und sah schon manchen Kumpelstempel tot sich fahn,
im Rausch, wie ich hier ab mich schreibe; wo er selbstversenkt

so vor sich hin headbangt
und Komaphantasiiin kennt und subkutan
synthetisch optimiertes Yucatan,
und was dem Stempel sonst noch Stempelträume schenkt…

Der Stempel ist ein Wahnsinn, ungeheuer
sind seine Mehr-als-Butt-Plug-Abenteuer.
Er hängt hier still, doch eine stahldurchzäunte Fresse,

in Stempels Welt und meinem Schreibtischlampenschein,
sagt: komm in meinen Partysarg Berghain.
Mann, Stempelchen: du kennst die richtije Adresse.

© Thomas Krüger, Februar 2010

Follower