Sonntag, 28. März 2010


Über Gewitter

für Helena

Simultan in dieser Überlichtschnelle, in dieser Stille-Post-Filiale, in diesem Lederbeuteluniversum mit seinen feinen, böckchenspringenden, knisternd flüchtigen Zerbrecherklängen der heiligen Dinge darin. In dieser Weltinnenüberlichtschnelle von immerwährender Jungfrauendurchbohrung, in dieser Sphäre von Luftüberlegenheit knuspert die Maus in der Chipstüte, erschrecken die Kinder darüber im Selbenraum des Selbenraums des Selbenraums: Enge und Engelraum, flüsteraufsaugend; das irgendwo knöcheltief faradaysch-schreckzonenkugelideale Hänselchen-Gretelchen von Mann und Frau unter Feder und Schuppe und Alpha und Omega & so weiter & so weiter? Die flüchtenden, winzigen Riesenkinder rasen zum Feuermachen scharf aneinander vorbei und reißen sich Arme und Beine und Köpfe ab in den helleren Momenten in diesem durch Würfelwürfe niemals Auszulöschenden unter den meteoritenen Gischtspritzern, den aberdiamantharten Geschossen des Zufalls, mit ihren starrenden Augen; die Feuerstellen, die Ofenlöcher, die offenen, goldbefüllbaren Münder & drumherum die gigantischen, winzigen Detonations-Egosphären. Erklärungen auf immerwährender Irrfahrt. Die klappernden Knochen in Kuttenweiten, die Stürze von jähem, odysseischem Metall in einen Feuerball, in eine der Weite entsprechende Menschenmenge sphärischer Proteine, in diese unerbittliche Stille ihrer selbst, diese Leere, ins ständige Zerreißen der DNA von Mann und Frau unter Feder und Schuppe und Alpha und Omega & so weiter & so weiter? Am Rand. In der Mitte. Von Sphäre zu Sphäre, von Niveau zu Niveau, Innenwelt-Außenwelt: das Wünschelgeflüster von Liebe und Hass & Liebe und Hass. Und die wehende Sprache – fort von den raschelnden, knisternden, knackenden, knuspernden, rotzhochziehenden, raunenden Kassen, den Worteschleuderern und -klimperern. Das Liebesverwünschen. Das unbestimmbare Ich & ein viel zu kleiner Traum – in diesen viel zu großen Räumen voller Friedenspfeifenwolken – und wieder Nichts. Und wieder Dunkel. Die Maus in der Chipstüte. Das klappernde Gerippe in seinem wehenden, irrfahrtenweiten Aberfleisch. Stille und Ungeheuer. Und das Knirschen der Gedanken, Knochenbrechen, Weiterirren in Wiedergeburten, Fehlbildungen, Trennungen: rasend zum Weitersagen aneinander vorbei, zum Zerreißen, die Satzglieder, die Würfelaugen-Augenblicke, die goldenen Schwärzen aus der Tiefe, der Knöcheltiefe, der himmelhohen, die blutigen Beutestücke zu werfen ins viel zu verbrennende Ohr. Simultan.

© Thomas Krüger, März 2010

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