Sonntag, 10. Mai 2009
Nighthawks
Tristan und Isolde saßen in der Sushi-Bar in Köln,
am Cinedom. Sie aßen nichts. Sie saßen, sahen sich. Sie
saßen links im Raum und rechts. Dazwischen, leise, lief das Band.
Dazwischen zogen Sushi-Teller Kreise, stand ein Mann, die
Frau war bleich. Darüber trug sie Lebensmittelfarben-
Kriegsbemalung. Er, der Mann, der zweite, der dort saß, genoß
ein Stäbchen Nikotin und gab ein zweites auf die Reise,
schwieg in Rauch. Sie sah und nahm. Die erste Runde ging an ihn.
Der erste Mann, der dritte dort im Strom von Fisch und Reis, be-
sah den Kreisverkehr mit einem Apfelkernchen Freude, gab
ihr Feuer. Sie bedankte sich wie toter Fisch und nahm ein
Tellerchen vom Band. Die Lücke zog den Rest wie einen Zug.
Dann schob der Mann, der schief sein weißes Kronen-Mützchen trug, ein
neues Tellerchen mit Frischzeug in das Fischzeug: plastikrot.
Das nahm der Mann, der saß und nun die Stäbchen leise brach, mit
angewandtem Schweigen, tiefer noch als Schweigen. Und er aß.
Am Schluß verschwanden beide, fischbeköstigt, frisch getrennt, im
Kino, wo sie sich in Dunkelheit verloren. Und das wars.
© Thomas Krüger, Oktober 2008
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