Mittwoch, 6. Mai 2009


Zum 100. Geburtstag


Nun hängen Flugzeuge und Engel in der Luft
Und können nicht landen.


Günter Grass

Die Flugzeuge landeten auf einem Gnadenflugzeugträger,
die Engel auf einer Baustelle, wo der Bauherr aus
frommer Laune heraus Weihwasser in seine
Zementmischer goß. Doch die Stimmen, das Lachen,
sie hängen noch immer in der Luft, als hätte die
Revolution statt Köpfen den Geist, diese
Wutvariante der Seele, vom Körper getrennt;
als hätte der Rüde keine Hütte im Mund des Herrn,
das Chamäleon keine Zunge, die seine Worte in
Glashäuser stößt und Splitter wie Hostien auf
ledriger Spitze zurück in den Mund führt;
als hätte die Zunge es SATT gehabt und – schnipp –
das Weite gesucht, mit leisem, luftigem: du kannst mich mal,
Tereu…
…und schwebte nun ziellos,
zügellos über den Wassern der Sterneländerkennenden, mit
allen Wassern Gewaschenen – hoch über dem großen polierten Glanz, wo
dann und wann und tief unter den Vogelfreien ein
Schiff vorüberfährt, auf Kurs zu den neuesten Ufern der
Sprechautomaten.
Wo dann und wann im Fenstrigen, Durchlöcherten des
trunkenen Eisenkahns dort unten ein weißes Stückchen
Taubenschiß blitzt und kleines Rammeln in seinen
selbstverständlichen Dunkelheiten meint, ein
bißchen Geist zu empfangen.
To wit!
To wit!
To woo!

© Thomas Krüger, Februar 2009

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