Mittwoch, 6. Mai 2009


Pioneer 10

Lieber Gott, in dieser Nacht empfing ich ein Signal. Es kam
vom Darm, da draußen in der Unterleibsregion, schon jenseits
der Planetenbahnen; kam von dort, wo Fuchs und Hase wie
ein Sternbild an der schwarzen Himmelshüttentür (ein Kerzen-
kettchen um den Baum aus Anthrazit) ein Leuchten Punkt für Punkt
mit Dunkelheit verknüpfter, frisch gesetzter Einschußlöcher
durch das Dunkel senden, Thesen bildend, Kneipenfenstern gleich.
Ach Gott, ich weiß: ich hörte nicht, ich sah: dein Grummeln wie ein
Lebenszeichen, hier im Bett um kurz nach Drei. So fern, so nah.
Ein Zeichen, das ein Zeichen über Schultern rückwärts in die
Furchen, auf das Kissen warf. In dieser Nacht, in der das frisch
bezogen frisch befleckte Bett von Leben nur so knarrte,
dachte ich ans Leben, draußen, an das schwächste Glied, das an
der Kette, an der Hütte, an dem schwarzen Baumstamm hängt. Ach,
Fuchs und Hase hatten schon vor Stunden gute Nacht gesagt.
Ich knirschte mit den Zähnen, löschte all die Bilder, die ich
rief, da ich nicht schlief. Dann stand ich aus den Furchen, die ich in
das Laken drückte auf und ging und bis ins Innerste, bis
jenseits noch der letzten Schlinge der Planetenbahnen roch
es bildlich irgendwie verbrannt. Es war so dunkel, kalt, ich
hatte Durst. Da draußen glühte noch ein Licht. Das zog mich an.
Ich flog. Ich zog mich wieder aus.

© Thomas Krüger, Februar 2009

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